Geschichtsverein Eisenach e.V. © zuletzt geändert am :  18.01.2024  / 16:38 Uhr   | Impressum

Historische Gebäude in Eisenach: Hellgrevenhof

Der Hellgrevenhof gehört zu den ältesten Profanbauten Eisenachs. Der lange Zeit im Besitz der angesehenen und wohlhabenden Familie Hellgreve befindliche Lehnshof lag strategisch günstig direkt an der historischen Stadtmauer, deren Reste bis heute erhalten sind. Einer sagenhaften Überlieferung zufolge sollen Heinrich von Ofterdingen und Meister Klingsor, beide prägenden Gestalten der "Sängerkriegssage", hier genächtigt haben. Bei einem Blick in die Sterne, vor der Herberge stehend, so die Sage, habe Klingsor die Geburt der heiligen Elisabeth geweissagt.

Zum Hof gehörten das Gebäude Georgenstraße 43, in dem sich heute das "Wartburgradio 96,5" befindet, mit dem Seitenflügel - heute eine Herberge -, die Scheune, als Gaststätte "Storchenturm" genutzt, sowie die Kemenate. Kemenaten sind aus regellos geschichteten Steinen errichtete Häuser, die Wohn- und Lagerzwecken dienten. Von wohl ursprünglich vier Kemenaten in der Stadt existiert heute nur noch diese eine.

Ihre Ursprünge reichen in das 13. Jahrhundert zurück. Der Bau in seiner heutigen Gestalt entstand im 16./17. Jahrhundert und wurde im 18. Jahrhundert leicht verändert. Das erste Obergeschoss enthält Wandmalereien aus der Zeit der Renaissance.

Das ebenfalls zum Komplex Hellgrevenhof gehörende Gebäude Georgenstraße 43 wurde 1572 unter Verwendung älterer Hölzer errichtet. Die Tordurchfahrt entstand durch Schließen der Lücke zwischen den Häusern Georgenstraße 43 und 45. Der Kern der letztgenannten Hauses datiert um 1470 und enthält barocke Einbauten, wie eine Treppenanlage oder eine Ofennische, die im Zuge der Sanierung erhalten wurden.

Hatte man noch zum Ende der 1920er Jahre erwogen, den Komplex wegen vermeintlicher historischer Wertlosigkeit zu Gunsten eines geplanten Hochhauses abzureißen, entschloss man sich in den 1990er Jahre zur umfassenden Sanierung und Umgestaltung für die Zwecke einer modernen Stadtbibliothek. Sie wurde zwischen 1998 und 2001 realisiert. Dabei entstand ein modernen Zwischenbau aus Stahl, Glas und Beton, der, unter Aufnahme funktionaler Einrichtungen (Technik, Lager, Sanitär), das Haus Georgenstraße 45 mit der Kemenate verbindet und so den Kern der neuen Stadtbibliothek bildet, welche Ende Januar 2002 der Bevölkerung zu Nutzung übergeben werden konnte.

Historische Gebäude in Eisenach